Vorhofflimmern – eine stille Gefahr
Kann die frühzeitige Erkennung durch Fitnesstracker gelingen?
Vorhofflimmern gilt als eine der häufigsten Arten der Herzrhythmus-Störungen. Ab einem Alter von 70 Jahren ist ungefähr jeder zehnte Mensch davon betroffen. Aufgrund der häufig symptomfreien Verläufe von bis zu einem Drittel der Fälle, ist die Dunkelziffer der daran erkrankten Personen sehr hoch. 5, 1
Bei einem gesunden Herz ziehen sich die Vorhöfe regelmäßig zusammen, damit das Blut in die Herzkammern strömen kann. Daraufhin pumpen die Kammern das Blut aus dem Herzen in den Körper. Dies wird durch elektrische Impulse gesteuert. Ist dieser Prozess gestört, entstehen unkoordinierte Impulse. Die Vorhöfe sind nicht mehr in der Lage, sich gleichmäßig zusammenzuziehen und die Muskelzellen werden zu rasch wieder elektrisch angeregt, was Vorhofflimmern entstehen lässt. 2, 3, 5
In der Folge staut sich das ungleichmäßige und langsam fließende Blut in den Vorhöfen, wo es leichter gerinnen und sich zu einem Thrombus verklumpen kann. Solche Blutgerinnsel können in die Gehirngefäße gelangen und das Gefäß verstopfen. Dieser Prozess wird als Embolie bezeichnet. Infolgedessen kommt es zu einer plötzlichen Unterbrechung des Blutflusses, die Versorgung des Gehirns kann nur noch mangelhaft stattfinden und so einen Schlaganfall auslösen, der im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Deutschlandweit ist das Vorhofflimmern verantwortlich für mindestens 20% der jährlich auftretenden Schlaganfälle. 3, 5
Die Ursachen und Risikofaktoren für Vorhofflimmern sind breit gefächert und reichen von Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche, Herzklappenfehlern, Herzgefäßkrankheiten und Diabetes mellitus bis hin zu lebensstilbedingten Risikofaktoren wie Alkohol, Übergewicht, Rauchen und Stress. 1, 3
(Fehlende) Symptome für Vorhofflimmern
Neben der symptomfreien Verlaufsform gibt es auch deutliche Anzeichen für diese Art der Herzrhythmusstörung. Dazu zählen:
• Herzstolpern und unregelmäßiger Puls
• Schneller Puls (bis zu 200 Schläge pro Minute)
• Luftnot bei Belastung, Erschöpfung, Müdigkeit
• Schwächegefühl, geringe körperliche Leistung
• Druckgefühl und Schmerzen im Brustkorb
• Angst, innere Unruhe und Schwindel 2
Der unregelmäßige sowie beschleunigte Puls tritt meist bei jüngeren Personen auf und ist Anzeichen eines anfallsartigen Vorhofflimmerns, welches oft zu Panikattacken führen kann. In der Regel plötzlich auftretend und häufig im Schlaf verschwindet es innerhalb von 24 Stunden wieder gänzlich. Ist beispielsweise Stress ein Auslöser eines solchen Anfalls, kann es bei einem einmaligen Ereignis bleiben. Häufig chronifiziert sich das Vorhofflimmern allerdings. In diesem Fall verspüren Betroffene meist lediglich eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit und keine plötzliche Attacke. Dadurch wird das Problem oftmals übersehen und nicht mit einer derartigen Erkrankung in Verbindung gebracht. 3, 4
Das Risiko für Vorhofflimmern steigt mit zunehmendem Alter an, ausgerechnet ältere Menschen weisen jedoch häufig nur wenig Beschwerden auf. Diese Verlaufsform wird oft als Zufallsbefund entweder bei einem EKG oder beim Fühlen des Pulses entdeckt, im schlimmsten Fall erst dann, wenn es zu einem Schlaganfall kommt. Daher werden Personen ab dem 60. Lebensjahr Pulskontrollen empfohlen, gerade dann, wenn weitere Vorerkrankungen wie beispielsweise ein erhöhter Blutdruck vorliegen. Ebenso sollte selbst gelegentliches Herzstolpern ernstgenommen und abgeklärt werden. 1, 4
Nach Diagnosestellung ist eine Behandlung der Herzrhythmusstörung unter Berücksichtigung eventueller Vorerkrankungen wichtig. Ob dies medikamentös, elektrisch, chirurgisch oder mittels einer Katheterablation erfolgt, muss in jedem Fall individuell kardiologisch entschieden werden. 1, 3
Selbst aktiv werden – so können Sie Vorhofflimmern erkennen
Der Puls kann am Handgelenk händisch, mittels eines Messgerätes, Fitnesstrackers oder Smartwatches gemessen werden. Für die Erkennung von Vorhofflimmern eignen sich besonders Smartwatches, die bereits als Medizinprodukt zugelassen sind. Schlägt das Herz sehr unregelmäßig oder weist es in Ruhe mehr als 100 Schläge pro Minute auf, sollte dies umgehend ärztlich abgeklärt werden. 1, 4, 5
Quellen:
1. DKG. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung eV. Pocket – Leitlinie: Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern (Version 2020). [Internet]. 2020 (zuletzt abgerufen 04/2024). verfügbar unter: https://leitlinien.dgk.org/2021/pocket-leitlinie-diagnose-und-behandlung-von-vorhofflimmern-version-2020/
2. Deutsche Herzstiftung. Infos zu Herzerkrankungen. Vorhofflimmern Symptome. [Internet]. 2020. (zuletzt abgerufen 04/2024). Verfügbar unter: https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/vorhofflimmern/vorhofflimmern-symptome
3. Deutsche Herzstiftung. Infos zu Herzerkrankungen. Vorhofflimmern Ursachen. [Internet]. 2020 (zuletzt abgerufen 04/2024). verfügbar unter: https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/vorhofflimmern/vorhofflimmern-ursachen
4. Deutsche Herzstiftung. Infos zu Herzerkrankungen. Vorhofflimmern Diagnose. [Internet]. 2020 (zuletzt abgerufen 04/2024). verfügbar unter: https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/vorhofflimmern/vorhofflimmern-diagnose
5. Deutsche Herzstiftung. Infos zu Herzerkrankungen. Vorhofflimmern Schlaganfall durch Vorhofflimmern. [Internet]. 2020 (zuletzt abgerufen 04/2024). verfügbar unter: https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/vorhofflimmern/schlaganfall-durch-vorhofflimmern